Phantastische Solistenstimmen, vortreffliche Puccini-Orchesterklänge sowie eine optisch und inhaltlich beeindruckende Neuinszenierung von Intendant Rainer Mennicken

LINZ. Heiße eifersüchtige Liebe auf düsterem politischem Hintergrund der napoleonischen Zeit, das ist das Thema der Oper „Tosca“ von Giacomo Puccini (1958-1924). Das literarische Vorbild war ein Sensationsdrama des Franzosen Victorien Sardou (1831-1908). Doch auch als Oper ist das Stück von aufpeitschenden Leidenschaften durchjagt.

Es macht große Freude, die herrlich bühnenwirksame und ergreifende Musik Puccinis vom Bruckner Orchester unter der meisterhaften Leitung von Dante Anzolini und den erstklassigen Gesangsprotagonisten (die wunderbare Charakterportraits darboten) so hervorragend präsentiert zu bekommen. Klänge von vortrefflicher Schönheit, Glanz und Feinheit zeugen von großartigen Musikern und Interpreten.

Intendant Rainer Mennicken schuf im Teamwork mit Stefan Brandtmayr (Bühne) und Cornelia Kraske (Kostüme) bereits die Inszenierung von „La Boheme“ (2011) und „Rigoletto“ (2012). In der Neuproduktion von „Tosca“ gelang es Mennicken auf eindrucksvolle Art, die Essenz der Geschichte ohne überflüssige Aktualisierungen sowie Verfremdungen einzufangen und optisch immer wieder zu überraschen. Der Granateneinschlag inclusive Steingeröll erschüttert das Gotteshaus, lebende „Engel“ schweben von der Decke ins hell-erleuchtete Kruzifix und der Heiligenschrein in der Kapelle verbirgt eine „BarfußbiszumKopf-Madonna“.

Exzellente Gesangsleistungen

In Puccinis Dreiecksgeschichte und Polit-Thriller übernahmen bei der Premiere am Freitagabend die drei Paraderollen: die deutsche Sopranistin Sonja Gornik (Floria Tosca, eine berühmte Sängerin), der argentinische Tenor Marcelo Puente (Mario Cavaradossi, Maler) und der finnische Bassbariton Tuomas Pursio (Baron Scarpia, Polizeichef von Rom).

Tuomas Pursio, verkörpert die Rolle des Polizeichef Scarpia gesanglich hervorragend und darstellerisch eindrucksstark. Triebhafte Begierde und Machtbesessenheit steuern sein Leben. In der Darbietung wird mit beinahe animalischen sowie brutalen Gefühlsausbrüchen nicht gegeizt. Das Zusammenspiel zwischen Tuomas Pursio (Scarpia) und Sonja Gornik (Tosca) ist durchdringend, sprüht vor bebender Elektrizität und endet dramatisch im Abschluss des 2. Aktes.

Marcelo Puente singt und agiert fabelhaft. Er erinnert nicht nur äußerlich an Jonas Kaufmann, sondern auch stimmlich. Und war bereits als Cover für Kaufmann an der Metropolitan Opera New York und bei den Salzburger Festspielen im Einsatz. Nicht nur mit der Arie im 3. Akt „E lucevan le stelle“ (Und es leuchten die Sterne) sorgt Puente für einen der vielen, brillanten Highlights des Abends, sondern begeistert mit beweglichem Tenor und höhensicherer Stimme mit italienischem Schmelz. Bravouröse Leistung!

Hochkarätig besetzt auch die Titelrolle “Tosca”. In einer der größten weiblichen Partien der Operngeschichte begeistert Sonja Gornik das Publikum mit klarem sowie sinnlichem Sopran, der alles auszudrücken vermag: Liebe, Eifersucht, Abscheu, Hass und letztendlich ihre Verzweiflung. Der kurze Auftritt von Franz Binder als Mesner erfreut mit köstlicher Mimik und Ulf Bunde als stimmschöner Cesare Angelotti.

Ins Geschehen fügten sich erfreulich die Stimmen von Hans-Günter Müller (Spoletta), Ville Lignell (Sciarrone), Johann Gruber (ein Schliesser) und Jungstar Jakob Reiter (ein Hirt) ein. Hervorragend profilierten sich der Chor des Landesheaters Linz (Chorleitung Georg Leopold) und Kinder- und Jugendchor des Landestheaters (Leitung Ursula Wincor). Das Publikum bedankte sich mit euphorischem Applaus und stehenden Ovationen.

Tosca, eine Opernaufführung, die dem hohen Niveau des Hauses entspricht.